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Abseits der Hauptstraßen

 

Die Planung der Reise - oder warum weniger oft mehr ist

Der Westen Kanadas soll es sein. Aber wohin da genau? Wie lange in den Rocky Mountains? Und sind da wirklich so Viele unterwegs, dass man die Campgrounds vorbuchen muss? Lohnt sich das Okanagan Valley? Sollen wir nicht doch noch Vancouver Island mitnehmen, dass soll doch ganz schön sein. Wohin dort, Tofino, na klar-oder doch nicht? Eines sei gesagt. Die Planung der Reise kann viel Spaß machen. Man muss aber die Zeit dazu haben und sich nicht nur auf Reiseführer und Tipps anderer verlassen. Denn entscheidend ist nicht, was hunderte Reisende für sich selbst als schönes Ziel und Erlebnis in Kanada kennengelernt und erfahren haben. Entscheidend ist vielmehr, was man selber von der Reise erwartet, was man erlebt, gesehen und GEFÜHLT haben will. Dazu muss man erst einmal in sich selber hineinhören. Dann kann es losgehen.
Die folgenden Beschreibungen basieren auf persönlichen Erfahrungen aus bisher 14 Reisen in den Westen Kanadas und den Yukon/Alaska.

Reiseplanung Schritt für Schritt

Welches ist die beste Reisezeit?

Man kann den Westen Kanadas natürlich das ganze Jahr über bereisen. Wenn es aber um Sommerurlaub geht, dann reicht der übliche Reisezeitraum von Mai bis Anfang bzw. Mitte Oktober. Später als Mitte Oktober geht natürlich auch, es kann aber dann in den Rocky Mountains schon recht frisch und kalt werden und es kann durchaus schneien.

Mai und Juni bedeutet Vorsaison. Die Natur erwacht, die Tiere kommen aus dem Winterschlaf (die Mücken auch), die Landschaft saftig und grün. Juli und August ist Hochsaison. Leider auch die Zeit in der immer wieder Waldbrände ausbrechen. So etwas lässt sich nicht vorhersagen und man weiß auch nicht ob, wo und wann. Aber es ist Ferienzeit und alle sind unterwegs. September bis Oktober ist für uns die schönste Reisezeit. Warum? Nach dem ersten Montag im September, dem Labour Day, müssen die Kanadier wieder arbeiten und die Kinder in die Schule. Es wird ein wenig leerer auf Campgrounds. Viel wichtiger aber, es ist die Zeit der Lachswanderung. Damit kommen die Bären und lassen sich beobachten. Die Berge in den Rockies können schon mit Schnee bedeckt sein, das gibt mit dem Blau des Himmels schöne Bilder. Die Blätter der Laubbäume färben sich gelb (Indian Summer ist allerdings eher im Osten auch mit den roten Ahornblättern). Ach ja, Mücken gibt es dann kaum noch.

Und ist es im Herbst nicht zu kalt?

Natürlich kann es im Herbst schon frisch werden, vor allem im Gebirge. Aber grundsätzlich ist der Herbst vom Wetter her wie bei uns. Die Wetterlage ist sogar oft ein wenig stabiler als im Sommer.

Wie lange sollte eine Reise dauern? 

Damit der Flug von zehn Stunden nach Vancouver, bzw. neun nach Calgary, und die Zeit, die man im Westen verbringt in einem guten Verhältnis von Kosten, Aufwand und Dauer befinden, sollte die Reise möglichst rund drei Wochen dauern. Länger geht immer, kürzer geht auch, verlangt aber bei 14 Tagen Dauer eine besondere Planung, bzw. Entscheidungen in Bezug auf das Reiseziel. So ist eine Einwegroute zwischen Calgary und Vancouver auch in einem kürzeren Zeitraum möglich. Das Gleiche gilt für den ausschließlichen Besuch von Vancouver Island.

Wie reisen? Wohnmobil oder PKW mit Unterkünften? 

Clearwater Lake Recreation Site, Chilcotin

Westkanada ist Camperland. British Columbia und Alberta lassen sich wunderbar mit einem solchen Fahrzeug bereisen. Es gibt eine gute Infrastruktur für Camper, hunderte Campgrounds und das Gefühl ganz nah in der Natur zu sein ist großartig. Erfahrungsgemäß läuft ein Campertag ungefähr so ab. Nach dem Frühstück geht es auf Tour. Anhalten wo es einem gefällt, wandern, Kanu fahren, draußen sein... Am späten Nachmittag beginnen wir mit der Campgroundsuche. Dafür nutze ich "oldschool" keine app sondern meine Backroad Mapbooks. Meist aber haben wir uns schon vor der Reise die in Frage kommenden Campgrounds ausgesucht und fahren sie so gezielt an. Der große Vorteil ist, wenn das Wetter nicht mitmacht oder die Gegend uns nicht gefällt, können wir weiterfahren. Wir haben unser "Haus" ja dabei.

Am Campground bin ich für das Lagerfeuer verantwortlich und meist wird abends gegrillt. Wir sitzen  am Feuer bis die Nacht kommt und die Sterne am Himmel leuchten. Den Campground verlassen wir nach dem Abendessen mit dem Camper meist nicht mehr. Und noch etwas. Wir bleiben gerne zwei oder drei, manchmal auch mehr Nächte an einem Ort. Ankommen am Campground und am nächsten Tag weiterfahren artet in Stress aus. Dafür legen wir Fahrtage ein. Grundsätzlich vermeiden wir es, mehr als 250-300 Kilometer am Tag zurückzulegen. Wenn es sein muss, dann fahren wir in Ausnahmefällen auch mal 400 Kilometer. Selbst 250 Kilometer benötigen Zeit, fast den ganzen Tag. Man hält an, man fotografiert, man macht Picknick und genießt.

Campgroundalternativen finden Sie hier.  

Kayanara Guest Ranch

Anders ist es mit dem PKW. Der Tagesablauf ist zwar mit dem der Wohnmobilreisenden vergleichbar. Die zurücklegbaren Strecken im PKW können aber etwas länger sein als bei Campern. Am Abend erreicht man seine Unterkunft, packt die Koffer aus und wenn dann die Sonne untergeht, kann man noch einmal rausfahren, den Sonnenuntergang fotografieren oder nach Tieren Ausschau halten. Diese Flexibilität am Tag selber zeichnet PKW Reisende aus.

Es empfiehlt sich, in Kanada die Unterkünfte vorab zu buchen. Natürlich gibt es auch Motels und Hotels, in denen man spontan ein Zimmer belegen kann, aber nicht so viele, wie z.B. in den USA. Und wer eine Vorstellungen davon hat, wo und in welcher Kategorie von Unterkünften er übernachten möchte, der sollte diese vorher buchen. Gerade auf Ranches, Lodges und in kleinen B&Bs ist das aus der eigenen Erfahrung heraus ein Muss.

Die Reise selber planen oder sich von einem Reiseveranstalter helfen lassen?

Wer gerne Reiseführer liest, sich in Internetforen bewegt, recherchiert und über ausreichend Zeit verfügt, der kann seine Reise in den Westen Kanadas natürlich selber planen. Diese Planungsarbeit ist für Viele sicher schon Teil des Urlaubs. Wer aber darüber hinaus Orte und Gegenden kennen lernen will, die sich abseits der Hauptrouten befinden, wer Campgrounds oder Unterkünfte anfahren möchte, die nicht in Reiseführern beschrieben sind und wer schlicht die Zeit nicht aufbringen kann dafür, der kann auf Reiseveranstalter zurückgreifen, die als anerkannte "Kanadaspezialisten" auf dem Markt tätig sind. Sie kennen das Land aus persönlicher Erfahrung und können nicht nur Geheimtipps zum Gelingen der Reise beisteuern. Ihr Wissen und ihre Erfahrung können wesentlich zum Gelingen der Reise beitragen. Daher ist bei Buchungen nicht nur die Frage nach dem Preis entscheidend sondern vielmehr auch das Wissen um den Umfang und die Qualität der Beratungsleistung der jeweiligen Reiseanbieter.

Unsere Erfahrung aus bisherigen Reisen: Wer seine Reise bei einem Kanada-Reiseveranstalter bucht, findet Unterstützung bei der Reiseplanung, wird bei Flugausfällen umgebucht, hat bei eventuellen Pannen, Unfällen oder Schäden vor Ort immer einen Ansprechpartner an den er sich wenden und der für eine Klärung, Hilfe und eventuelle Ersatzleistungen sorgen kann.

Wann buchen? - Der frühe Vogel...

Insbesondere für Reisende mit dem Wohnmobil ist es ratsam, so früh wie möglich das Fahrzeug zu buchen. Einzelne Anbieter kommen schon im April, Mai mit ihren Angeboten für das darauf folgende Jahr auf den Markt. Andere folgen im Sommer. Die Angebote sind dann mit einem Frühbucherrabatt versehen, der den Preis für das Wohnmobil deutlich reduziert.

Bei PKW Reisen ist der zeitliche Druck nicht ganz so hoch. Allerdings gilt auch hier, je früher man sich entscheidet, umso sicherer ist es, dass Kapazitäten in den gewünschten Unterkünften noch frei sind. Außerdem gibt es bei einigen Lodges, Ranches, etc. auch Frühbucherrabatte.

Flüge können erst 11 Monate vor dem Reisedatum gebucht werden.

Was kommt an Kosten auf mich zu?

Wir Zwei reisen seit 2009 jährlich in Canadas Westen oder den Yukon. Für drei Wochen mit dem Wohnmobil im September, gut gelebt und auch das eine oder andere an Aktivitäten unternommen (und bezahlt), kommen wir auf ungefähr 7.000-8.000 €. Das ist nur eine Orientierungsgröße. Andere werden es günstiger oder vielleicht auch teurer organisiert haben. Wir nutzen dabei kaum kommerzielle Campgrounds und stehen ansonsten meist auf den einfachen Campgrounds der Provincial Parks oder Recreation Sites ohne Strom und anderen Service.

Eine relevante Größe ist der Flugpreis. Wenn wir für 650 € direkt fliegen, haben wir aus unserer Sicht ein Schnäppchen gemacht. Mit 850/900 € können wir leben. Und wenn wir 1.200 € pro Person für einen Direktflug zahlen müssten, dann wäre uns das zu teuer. Auch das sind nur Orientierungsrahmen. "Sparfüchse" entdecken sicher auch noch besondere Sonderangebote.

Für eine Reise mit dem PKW und Unterkünften ist der Preis in erster Linie eine Frage, welche Art von Unterkünften man wählt. Es ist ein deutlicher Preisunterschied, ob man versucht in Motels oder Hotels unterzukommen oder lieber in einem B&B mitten in der Natur, einer Ranch oder Lodge seinen Urlaub verbringen will. 

Und kalkulieren Sie die Mahlzeiten mit ein. Wenn Sie sich nicht selber verpflegen sondern in der Unterkunft oder in einem Restaurant täglich essen gehen, ist das ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.

Die Reiseroute - oder den Lake Louise muss man unbedingt gesehen haben...

Es gibt eigentlich keine Standardreiseroute durch British Columbia und Alberta. Es gibt nur als "Standard" etablierte Routen, weil sie von Vielen gefahren werden, weil sie in Reiseführern oder von Reisenden in Internetforen und Reiseblogs so beschrieben oder von Reiseveranstaltern als  Standardprogramm angeboten werden. Wenn auf meine Frage "Was muss ich in den Rockies gesehen haben?", von nahezu allen der Lake Louise genannt wird, dann darf ich mich nicht wundern, wenn sich am Lake Louise Touristenmassen tummeln.

Achten Sie einmal darauf, welche Antwort man Ihnen auf die gleiche Frage zum Reiseziel Vancouver Island gibt. (...ich wette, Tofino wird die Antwort lauten). Dabei ist die eigentliche Frage doch die: "Wann war für mich die Reise ein schöner, mein Traumurlaub?". Die Antwort darauf entscheidet dann über Ihre Reiseroute.

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Einen ausführlicheren Überblick über die Stationen in BC und Alberta finden Sie hier.

Ohne Reservierungsstress durch den "wilden" Westen

Natürlich sind die Rocky Mountains in der Hochsaison sehr gut besucht. Damit sind auch die Campgrounds in Banff, Jasper und dem Icefields Parkway gut belegt, oft sogar voll. Schließlich fehlt in 2020 auch die Kapazität des Whistler Campgrounds in Jasper. Das muss aber kein Hinderungsgrund sein, sondern stellt Reisende nur vor die Frage, wie flexibel sie sind und ob sie das Fahren durch die wunderschöne Landschaft als Teil ihres Urlaubs verstehen wollen? Denn niemand verlangt, dass man den Campground am Lake Louise belegt, wenn man den See besuchen will. Wir sind schon vom Parkplatz des Saskatchewan Crossing Resorts zum Lake Louise gefahren und das war ein wunderschöner Tagesausflug. 

Natürlich ist das Kananaskis Country kein Geheimtipp mehr. Aber es ist immer noch eine landschaftlich reizvolle Perspektive zu Banff. Und wer kennt Bragg Creek? Bei Jasper führt die Straße nach Edmonton am Abzweig zum William A. Switzer Provincial Park vorbei. Warum nicht dort eine Übernachtung einlegen? Und auch Hinton verfügt über mehrere Campgrounds. In die Gegenrichtung nach Tete Jaune Cache ist der Mount Robson Provincial Park eine Alternative und in Tete Jaune Cache selbst gibt es einen schön gelegenen kommerziellen Campground. Ja, der Weg nach Jasper ist dann weiter als vom dortigen Wapiti Campground. Aber auch hier ist die Landschaft wunderschön und die Fahrt zum Maligne Lake bleibt auch bei der Entfernung ein Erlebnis.

Diese Flexibilität verlang Zeit, das ist gewiss. Von daher werden alle diejenigen, die nicht über drei Wochen oder mehr verfügen, ihre Reise durch die Rockies in der Hochsaison und an (langen) Wochenenden konsequenter planen müssen und Campgrounds vorbuchen.

Sie finden hier die Stationen einer unserer Reisen, die wir mit dem Wohnmobil durchgeführten. Wir sind zwar meist im September unterwegs, diese Route könnten Sie aber auch in der Hochsaison fahren, ohne vorab einen Campground zu reservieren. Reisedauer drei Wochen, Start und Ziel Vancouver.  ACHTUNG: Die Wohnmobilvermieter erlauben das Befahren gewisser gravel roads nur unter bestimmten Voraussetzungen. Sollten Sie unsere Route nachfahren wollen, müssen Sie sich vorab erkundigen, ob Ihr Vermieter das Befahren dieser Straßen erlaubt. Wenn Sie auf eigenes Risiko fahren, erlicht meist der Versicherungsschutz für das Fahrzeug. In allen Fällen gilt es, auf das Mietfahrzeug so zu achten, so als wäre es das Eigene. Im Zweifel lieber umkehren. Abseits der Hauptstraßen.

Anmerkung: Stellplätze in den Provincial Parks in Alberta können erst drei Monate vor Ankunft reserviert werden. Bei den Provincial Parks in BC geht das erst vier Monate vor dem Ankunftsdatum. An langen Wochenenden kann man in BC nur dann einen Stellplatz reservieren, wenn man drei aufeinanderfolgende Nächte reserviert. 

An der Stelle eine persönliche Bemerkung. Immer wieder wird in Onlineforen gefragt, bei wem man das Wohnmobil bucht oder ob es nicht auch bei einem der Online Anbieter geht? Die seien schließlich günstiger. Der entscheidende Punkt neben dem Preis ist aber aus meiner Sicht die Routenplanung und damit die mit der Buchung verbundene Beratung. Wenn diese nicht oder nur rudimentär und mit geringer Landeskenntnis stattfindet, dann kann das sehr wohl schon bei der Planung der Strecke, den Zwischenstopps und der Suche nach Campgrounds und deren Reservierung Stress verursachen.  

Von daher meine Empfehlung, buchen Sie dort, wo man Ihre Reisegewohnheiten, Ihre Vorstellung von Ihrem Traumurlaub berücksichtigt und sie in die Planung einbaut. Sie müssen sich vom Gesamtpaket her aufgehoben fühlen.  

Eckpunkte für die Routenplanung

  • Nehmen Sie sich Zeit - In Kanada ist oftmals der Weg das Ziel.
  • 250-300 Kilometer sind eine realistische Größe für eine Tagesetappe mit dem Wohnmobil. Mit dem PKW kann es auch mal mehr sein.
  • Bleiben sie gerne zwei, drei oder auch mal mehr Nächte an einem Platz und unternehmen Sie von dort aus Ausflüge in die Umgebung. Legen Sie Fahrtage ein.
  • Um landschaftliche Highlights zu erleben, muss man nicht unbedingt auch an den Highlights übernachten. Das gilt gerade für Wohnmobilreisende. Die Fahrt dorthin führt meist durch wunderschöne Landschaft und auch hier ist der Weg das Ziel.
  • Abseits der Hauptstraßen wird es ruhiger. Die Landschaft und die Tierwelt bleibt aber wunderschön.
  • Campgrounds vorreservieren? Wer in der Hochsaison an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort in den Rocky Mountains oder einem der Provincial Parks in der Umgebung von Vancouver übernachten will, der kommt um das Vorreservieren nicht umhin. Wer aber Fahrstrecken als Urlaub sieht und bei der Campgroundauswahl flexibel ist, der findet auch abseits der Hauptwege Stellplatzmöglichkeiten.
  • Vancouver, Okanagan Valley, Revelstoke, Glacier-Nationalpark, Nakusp, Kootenay, Banff, Jasper, Wells Gray, Lillooet, Whistler UND Sunshine Coast und Vancouver Island-unbedingt mit Tofino...aber wir haben nur zwei Wochen... Reduzieren Sie Ihre Reisestationen. Sonst sitzen Sie nur in ihrem Fahrzeug. Doch WENIGER IST MEHR! "Ihre Seele muss ja auch mitreisen." (Zitat: Manuela Wagner, CDT)